Normalerweise werden Pflanzen veredelt, die im Garten angesiedelt sind. Darunter fallen vor allem Nadelgehölze, Laub- und Obstbäume. Es gibt aber auch einige Pflanzen, die man im Topf auf dem Balkon hält und die man veredeln kann. Tomaten beispielsweise, Gurken, Kürbisse und dergleichen. Auch Ginkgopflanzen und Palmfarne machen sich schön auf Balkon und Terrasse und können ohne Probleme veredelt werden.
Die Techniken
Nun gut, ob es wirklich gänzlich ohne Probleme verläuft, sei mal dahingestellt. Für das Veredeln von Pflanzen gibt es natürlich, genauso wie für die Aufzucht und Vermehrung, keine Garantie – aber man kann sein Glück ja mal versuchen. Klappt es, hat man eine tolle Möglichkeit gefunden, mehr aus seinen Balkonpflanzen zu machen.
Wenn Sie sich heranwagen möchten, sollten Sie zuerst die unterschiedlichen Techniken kennenlernen. Veredeln kann man sowohl in der Ruhezeit einer Pflanze, als auch während der Vegetationsphase. Bei der Pflanzenveredelung wird ein Teil einer jungen Pflanze (man nennt diesen Teil auch Edelreis) auf einen Teil einer älteren Pflanze, ja man kann sagen, aufgesetzt. Dieser wächst dann – wenn alles gut geht – dort fest und bildet somit eine neue Pflanze. Allerdings keine neue Pflanzengattung, denn durch das Veredeln können keine neuen Sorten gezüchtet werden. Um erfolgreich zu sein, sollte der Edelreis mit dem Teil der Pflanze, auf der er aufgesetzt wird, eng verwandt sein. Je weiter die Verwandtschaft auseinander liegt, umso schwieriger wird es. Ob nun beispielsweise die Tomatensorte Galatea, die braune bis schwarze Tomaten hervorbringt, mit der Sorte Radiator Charlie, die aus den USA stammt, veredelt werden kann, sei mal dahingestellt. Nicht enttäuscht sein, wenn das nicht klappen sollte, diese beiden hätten dann wohl einen zu weiten Verwandtschaftsgrad.
Natürlich klebt man die beiden Pflanzenteile nicht einfach mit Uhu fest oder hält sie so lange aneinander, bis sie festgewachsen sind. Die möglichen Methoden gehen vom Anplatten bis hin zum Nicolieren. Der Edelreis kann zum Beispiel direkt auf die Unterlage gesetzt werden, wenn diese ungleich größer ist. Eine andere Möglichkeit ist es, die Jungpflanze auf die eingeschnittene Unterlage zu stecken, was man Pfropfen nennt. Um eine Unverträglichkeit zwischen Edelreis und Unterlage zu vermeiden, kann auch ein dritter Partner mit ins Spiel kommen, dieses Verfahren nennt man dann Nicolieren.
Was eine Pflanzenveredelung bringt
Pflanzen veredelt man in der Regel nicht aus Jux und Tollerei, sondern meist deswegen, um Nachfahren von genau derselben Pflanze zu erhalten. Da Pflanzen durch Bestäubung nicht dieselben Eigenschaften weitergegeben werden, ist die Pflanzenveredelung somit ein gutes Mittel, um Sorten zu erhalten. Gerade im Bereich Gemüse ist das eine tolle Möglichkeit. Veredelt wird allerdings auch, wenn der Edelreis nicht mit dem Boden klarkommt, wenn das Wurzelsystem zu schwach ist oder wenn er krankheitsanfällig ist. Eine solche Veredelung kann die neu entstehende Pflanze sogar noch widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten machen und sogar leistungsstärker. Auf gut Deutsch: Die Ernten können üppiger und schmackhafter ausfallen. Probieren Sie es doch einfach mal aus, es macht bestimmt Spaß!